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Gottes Gesetze gelten für Großbritannien, Gibraltar und den Golf

23:48 - August 07, 2019
Nachrichten-ID: 3001550
Ein Beitrag von Mahmoud Ayad

Als Muslim glaube ich: Gott hat eine dynamische Welt mit Naturgesetzen geschaffen, die sich in wiederkehrenden Mustern und Strukturen niederschlagen, welche gleich sind und sich doch unterscheiden. Das klingt kompliziert, ist aber eigentlich recht simpel: So wie 5 + 3 in allen Zeiten immer 8 ergibt, so unterscheidet sich dennoch die Natur der Sache, wenn ich einmal 5 Birnen mit 3 weiteren addiere oder dasselbe mit Äpfeln versuche. Wir können nicht nur Äpfel mit Birnen vergleichen, denn weitere Beispiele für wiederkehrende Strukturen sind zahlreich: So wie ein Elektron den Atomkern umkreist, so umkreist auch der Mond die Erde, diese die Sonne und so weiter, das Prinzip wiederholt sich. Sei es in der Biologie, der Soziologie, in der Chemie und auch in der Geschichtswissenschaft: Wo auch immer wir forschen, stoßen wir auf Gleichförmigkeiten, die auf göttliche Naturgesetze zurückgehen, häufig auch da, wo wir sie nicht vermuten.

Als Muslim glaube ich auch – und das hängt mit dem oben Beschriebenen zusammen –, dass uns Gott durch den Quran und in der Person des Propheten Muhammad (s.) und seiner Ahlulbayt (a.) Rechtleitung und Licht sowie perfekte Vorbilder herabgesandt hat.[1] Und so ist jeder Moment im Leben des Propheten und der Imame, aber auch der im Quran beschriebenen Personen, jede Situation, die sie durchlebten, ein Hinweis darauf, welche Handlungen unter bestimmten Umständen die richtigen oder die falschen sind. Ein und dieselben Ereignisse wiederholen sich nie, aber als Muslime (insbesondere als Schiiten) haben wir eine 250-jährige Geschichte von Geschehnissen, mit denen wir die Welt besser verstehen und an denen wir uns – von der Fehlerlosigkeit des Propheten und der Imame überzeugt – orientieren können. Denn auch für die Menschheitsgeschichte, also für das, was Menschen im Kleinen als Individuum oder im Großen als Gruppe oder als Staat schon immer im Guten wie im Schlechten taten, gilt das Gleiche wie für das ganze Universum: Sie unterliegen göttlichen Naturgesetzen und diese führen zu wiederkehrenden Mustern.

Ein wiederkehrendes Muster der Menschheitsgeschichte, aus dem wir Antworten auf einen Konflikt der heutigen Zeit herleiten können, zeigt uns Gott durch seinen heiligen Propheten Muhammad (s.). Dieser ließ Handelskarawanen überfallen. Das ist erst einmal keine Propaganda von Feinden des Islams, sondern es ist wirklich so gewesen. Was aber die Feinde des Islams bis heute in ihren Schmähungen gegen den Gesandten Gottes auslassen, ist, dass es sich bei den Überfällen um Vergeltungsaktionen gegen gegnerische Kriegsparteien handelte. Im Hidschaz, also dem westlichen Teil der arabischen Halbinsel herrschte nach der Auswanderung des Propheten (Hidschra) aus Mekka mal ein heißer und mal ein kalter Krieg zwischen der ehemaligen Heimatstadt Muhammads und dem Ort Yathrib, dem heutigen Medina, das seinerzeit den Gesandten Gottes als Führungsperson empfangen hatte.

Die Mekkaner waren nüchtern betrachtet in mehrerer Hinsicht in einer besseren Ausgangssituation gegenüber der neuen islamische Gemeinschaft in Medina. Sie waren ihnen waffentechnisch, in ihrer Anzahl und auch wirtschaftlich deutlich überlegen. Und sie hatten sich die Vernichtung der islamischen Gemeinschaft auf die Fahnen geschrieben, weil sie, als Hüter eines Unterdrückersystems, den revolutionären Geist des Tauhids nicht in ihrer Nähe ertragen konnten, denn sie spürten, dass dieser ihre Sklaven von den Ketten befreien und sie selbst von ihrem Thron verdrängen konnte. Und so begannen sie in ihrem Übermut das kleinere Medina mit Karawannenüberfällen und Kriegen zu bekämpfen, unter anderem mit dem Vorwand, die Muslime hätten ihnen ihre Sklaven unrechtmäßig entrissen.

Und die Muslime wehrten sich. Und die Mächtigen und auch die Barfüßigen wunderten sich, wie kraft- und eindrucksvoll sie sich wehrten. Wie können diese Hinterbänkler es wagen, unsere Handelsreisenden zu überfallen, fragten die Mächtigen in ihrer Wut und ließen in ihrer Propaganda natürlich aus, dass sie doch selbst den Karawanen-Krieg mit ihren Überfällen erst angezettelt hatten. Und die Barfüßigen waren auch verwundert und sie fragten sich, ob es wirklich möglich sei, mit dieser revolutionären Bewegung Gerechtigkeit und Freiheit zu erlangen.

Als die Muslime aus Medina Karawanen der Mekkaner festsetzten, war das ein revolutionärer Akt und ein Teil einer größeren Lawine, die die Festungen mächtiger Unterdrücker schon längst erreicht hatte, auch wenn diese ihre Wucht noch nicht erkannt hatten und sich doch fürchteten. Und die Lawine rollt noch immer und die jüngsten Ereignisse sind gemäß Gottes den Ereignissen zu Zeiten des Propheten sehr ähnlich.

Was war geschehen? Bis in unsere Zeit hinein herrscht ein gewaltiges Unrechtsregime, das noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts den Großteil der Erde unterjocht hatte. Und bis heute versucht das Regime namens „Westliche Welt“ mit aller Macht das, was es als „Dritte Welt“ betrachtet, auszubeuten und zu unterwerfen. Aber selten war ihre Niederlage so offensichtlich, wie in den letzten Wochen und Monaten. Die Mächtigen und die Barfüßigen wunderten sich, wie kraft- und eindrucksvoll sich die Vertreter des aufrichtigen, revolutionären Islams gegen die Unterdrücker wehrten.

Dabei war das Geschehene an sich eine sehr simple Sache: Nachdem Großbritannien ein iranisches Schiff in internationalen Gewässern entführt hatte, taten die Iraner es den Briten mit einem von deren Schiffen gleich. Die Reaktion der Iraner kamt sogar mit Ansage, nämlich wenige Tage zuvor durch Imam Chamenei persönlich, dennoch erschütterte es die vermeintlich Mächtigen. „Wie können diese Hinterbänkler es wagen, unser Schiff zu kapern, wo wir doch die Herrscher der Welt sind?“ So schallt es förmlich zwischen den Zeilen ihrer offiziellen Statements zum Ereignis hervor. Und die Barfüßigen in Asien, Afrika und Südamerika sind heute ebenfalls verwundert, aber hoffnungsvoll, denn sie ahnen, dass der Widerstand, wie ihn diese wiedererwachte, revolutionäre Bewegung eindrucksvoll lehrt, auch ihnen Gerechtigkeit und Freiheit bringen kann.

Es interessiert weder westliche Presse noch westliche Politiker, dass auf internationalen Schifffahrtswegen weder europäische noch US-amerikanische Sanktionen völkerrechtlich durchsetzbar sind – denn damit hatten die Briten den Akt begründet – und Großbritanniens Tat damit rechtlich als Piraterie gilt. Der Inselstaat hat laut westlicher Leseart nämlich einfach nur einen iranischen Tanker „gestoppt“ oder es war einfach von „Inbesitznahme“ die Rede. Die Islamische Republik Iran hingegen habe eine „Staatspiraterie“ und „rechtswidrige Beschlagnahmung“ begangen, so z. B. Norbert Röttgen, CDU-Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Andere fordern die „unverzügliche Freigabe“. Einige westliche Journalisten und auch die Tagesschau schafften es zum Thema zu berichten, ohne in einem Wort überhaupt die zuvor erfolgte Entführung des iranischen Schiffes durch die Briten zu erwähnen. Der aus dem Kontext gerissene Vorwurf „Muhammad überfällt Handelskarawanen“ kehrt zurück.

Noch dreister und empörter sind die Reaktionen in Großbritannien selbst, wo man nach der Entsendung einer Art europäischen Schutzflotte schreit, der aber niemand nachkommen möchte. Aber heute lassen selbst die USA, jene von Imam Chomeini als Großer Satan deklarierte Führungsmacht, die die Eskalation der Briten in Gibraltar vorangetrieben und unterstützt hatten, diese im Stich. „In erster Linie ist Großbritannien dafür verantwortlich, sich um sein Schiff zu kümmern“, so US-Außenminister Pompeo. Großbritannien habe sich ja schließlich selbst in die Misere gebracht.

Oder, um es mit den Worten des quranischen Satans zu sagen: „Gott hat euch ein wahres Versprechen gegeben. Auch ich habe euch (etwas versprochen), es aber dann nicht gehalten. Und ich hatte keine Macht über euch; ich habe euch nur gerufen, und ihr habt auf mich gehört. So tadelt mich nicht, tadelt euch selbst. Ich kann euch nicht helfen, und ihr könnt mir nicht helfen.“ (Hl. Quran 14:22)

Sowohl der Quran als auch das Leben des Propheten und der Imame zeigen uns eindrucksvoll die wiederkehrenden Muster und Strukturen, aus denen wir in der heutigen Zeit Schlüsse ziehen können. Und so sind diese Reaktionen der Briten, der USA und des Westen als Ganzes ihrer Natur entsprechend vorhersehbar und entsprechend zu verstehen, so wie es auch das Auftreten der Islamischen Republik Iran ist. Die Handlungen folgen nämlich den Naturgesetzen, die Gott den Menschen durch die Geschichte lehrt. Und eine Lehre davon ist, dass wenn ein Individuum, eine Organisation oder auch ein Staat eine gewisse Stufe der Unterdrückung in der Welt erreicht haben, diese blind für die eigene Schwäche, für die Stärke der Kräfte der Wahrheit und Gerechtigkeit sowie auch für das Teuflische an seinen Mit-Unterdrückern werden. Und die Lehre für die Kräfte der Wahrheit ist, dass wenn sie sich am Imam ihrer Zeit orientieren, sie trotz mancher Erschwernisse durch die Unterdrücker nicht verlieren werden.

Vgl. die Überlieferung des heiligen Propheten (s.), nach der er uns „zwei Gewichtige“ hinterlässt. ↩︎

 

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