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Indien: Kopftuch-Verbot und das Ende der Bildungsträume muslimischer Mädchen

10:00 - June 26, 2022
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TEHERAN (IQNA) – Der Verbot, ein Kopftuch innerhalb von Bildungsinstitutionen in der indischen Provinz Karnataka zu tragen, hat viele muslimische Mädchen ihre Träume aufgeben lassen.

Viele Monate lang war die 18-jährige Afiya (Name geändert) aus der südindischen Provinz Karnataka bis spät in die Nacht aufgeblieben, um an der Prüfung für die 12. Klasse und anschließend an der Bewerbungsprüfung für ein medizinisches College teilzunehmen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu.

Sie durfte aber nicht bei dem Test erscheinen, weil die Schule ihr nicht erlaubt hatte, die Prüfungshalle mit Hidschab beziehungsweise Kopftuch zu betreten.

Nachdem das Hohe Gericht von Karnataka am 15. März verboten hatte, Kopftücher innerhalb von Bildungseinrichtungen zu tragen, waren viele Musliminnen von Prüfungen ausgeschlossen worden und versuchen alternative Möglichkeiten zur Weiterbildung zu finden.

Dass Gericht hatte beschlossen, dass das Tragen eines Kopftuches bei Musliminnen kein essentieller religiöser Bestandteil des islamischen Glaubens sei.

Afiya sagte: „Ich sorge mich um mein Studium. Ich durfte mich nicht mit dem Kopftuch in die Prüfung setzten... Mir wird auch nicht erlaubt sein, auch nur im NEET (Nationale Eignung zum Aufnahmetest) zu sitzen, um für das Medizinkollege zugelassen zu werden.“

Sie schaut sich jetzt nach einer anderen Schule um, an der es ihr erlaubt ist, ein Kopftuch zu tragen.

„Ich weiß nichts über meine Zukunft. Ich fühle, dass meine Träume jeden Tag zerstört werden.“, sagte Afiya wobei sie hinzufügte, dass sie seit diesem Februar nicht mehr zur Schule gehen würde.

Wie bei Afiya sind die Träume vieler muslimischer Mädchen, die sich zwischen ihrer Identität, Freiheit, Bekleidung und ihrer Ausbildung entscheiden mussten, zerstört worden.

Dieses Problem fing im Januar an, als muslimische Studentinnen davon ausgeschlossen wurden, ihre Klassenräume in einem staatlichen Kollege im Distrikt Udupi in Karnataka wegen ihres Kopftuchs zu betreten. Anschließend folgten andere Institutionen diesem Diktat.

Die Studentinnen legen jetzt auf das Höchste Gericht, welches den Fall behandelt, ihre Hoffnungen.

Hiba Scheich, eine andere Studentin, die ebenfalls nicht mehr ihr College seit März besucht, sagte: „Wir tragen unser Kopftuch seit unserer Kindheit und nicht erst seit kurzem. Sie (das Kollege) sollten uns erlauben, trotz des Kopftuchs die Prüfungen abzulegen. Früher hatten sie damit keine Probleme gehabt. Aber nachdem die gerichtliche Verordnung gekommen war, war das Kopftuchtragen verboten worden.“

 

Nicht erlaubt, die Örtlichkeiten zu betreten

Sie hat schon ein Semester am College verloren.

Sie sagte: „In diesen Tagen fängt das vierte Semester an. Wir können nicht hingegehen, weil man uns den Eintritt verweigert.“

Scheich sagte, dass sie gehofft hatte, dass das Spitzengericht Gerechtigkeit walten lasse.

Sie fügte hinzu: „Die Studenten sind mental traumatisiert. Jeder steht hinsichtlich der Zukunft unter Spannung.“

Während eines Gesprächs mit Anadolu Agency sagte Kidiyoor, der Nationalsekretär der Organisation islamischer Studenten Indiens aus dem studentischen Flügel der sozio-religiösen Organisation Jamaat-e-Islami, dass dieser Punkt die Zukunft tausender Studentinnen auf das Spiel gesetzt hat.

Er sagte: „diese gezielte, rachesüchtige, hasserfüllte Agenda, Studenten den Zugang zur Bildung zu verweigern, ist eine katastrophale Situation, die in einen Vertrauensverlust in öffentliche Institutionen enden wird, und dies wird weitreichende Konsequenzen haben.“

Nihal sagte, dass die Situation zu einem früheren Stadium freundschaftlich hätte gelöst werden können, wenn es jemals die Absicht gegeben hätte, dies zu tun.

Er sagte: „Jeden Moment war die Situation von Collegeebene auf Distriktebene, von Distriktebene auf staatliche Ebene und dann auf gerichtliche Ebene politisiert worden. Wir fühlen, dass Dialog und Beratung die Ecksteine unserer Gesellschaft und der indischen Verfassung sind.“

Desweiteren fuhr er fort, dass es eine Sache der persönlichen Wahl und Selbständigkeit sei und er hoffe, dass das Höchste Gericht Gerechitgkeit widerfahren lasse.

 

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